KIRCHLICHE NACHRICHTEN SONDERAUSGABE 2 für die Lutherstadt Eisleben und das Seegebiet Mansfelder Land

Liebe

Leser*innen,

die erste Woche im „Ausnahmezustand“ ist vorbei. Es ist immer noch schwer zu fassen, was gerade in unserem Land und weltweit durch das Corona-Virus geschieht. Ich freue ich mich über die vielen Hoffnungszeichen und guten Aktionen, um aneinander zu denken und trotz Kontaktsperre füreinander da zu sein. Aber mich überkommt immer wieder auch Traurigkeit, wenn ich die leeren Stühle im Gemeinderaum oder in der Kirche sehe und an die Menschen denke, die sich dort normalerweise zu Gottesdiensten oder Gemeindekreisen treffen. Noch viel mehr Traurigkeit und Erschrecken erlebe ich bei den Bildern und Nachrichten, die uns aus Italien, Spanien und anderen Ländern erreichen. Neulich sagte jemand zu mir: „Man muss ja irgendwie durch, aber Angst hat man trotzdem.“

Was hilft in der Angst und Traurigkeit? 

Mir tut es gut, mit anderen im Gespräch zu bleiben – telefonisch, per Whatsapp oder Videokonferenz. Die halbe Stunde jeden Abend in der Kirche zum Abendgebet finde ich tröstlich. Wenn ich sonntags die Glocken der Kirche höre und weiß, ich bin nicht allein – jetzt im Moment bin ich verbunden mit vielen anderen, die in ihrem Ort ihre Glocken hören, aneinander denken, füreinander beten. In die Natur zu schauen und zu sehen, wie das Leben trotz allem weiter wächst. Am Abend eine Kerze zu entzünden und sie ins Fenster zu stellen. Einen Regenbogen zu malen. Ostersteine zu finden. Oder ein Psalmwort, das mir Mut zuspricht:

Ich aber bete zu dir, Herr, jetzt zur gelegenen Zeit. Gott, antworte mir doch in deiner großen Gnade, rette mich, so wie du es in deiner Treue schon immer getan hast!

Psalm 69,14

Hier halten Sie die nächste Sonderausgabe der Kirchlichen Nachrichten in den Händen, die Sie und euch bis zum Palmsonntag begleiten soll. Bleiben Sie alle behütet und unter Gottes reichem Segen!

Impulse für die Tage zuhause

REGENBOGEN

Malen

In vielen Orten malen Kinder als Hoffnungszeichen Regenbogenbilder auf Papier, an die Fenster oder mit Kreide auf die Straße vor ihrem Haus. 

Darüber die Aufschrift: Alles wird gut – Wir bleiben zuhause.

Nehmen Sie sich bunte Farben und malen Sie mit.

ERINNERUNGEN

AUFSCHREIBEN

Bei manchen Telefonaten in diesen Tagen habe ich wieder mal gedacht: Was die Menschen alles schon so erlebt und durchgestanden haben, da kann meine Generation noch viel lernen! Vielleicht haben Sie Lust, Ihre Erinnerungen einmal aufzuschreiben? Was haben Sie aus Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben noch besonders im Gedächtnis? Wer war Ihnen wichtig? Was hat Ihnen geholfen in schwierigen Tagen? Solche Erinnerungen sind nicht nur für die Nachkommen schön und wichtig, sondern vielleicht für die Freundinnen und Freunde von früher oder für Sie selbst. 

Gebet zum

Glockenläuten

In vielen Gemeinden läuten jeden Abend um 18 Uhr die Glocken. Auch dort, wo das nicht möglich ist, gilt: die klassischen Zeiten des Geläuts am Morgen, Mittag oder Abend sind ein guter Moment für eine Zeit des Gebets. Beim Läuten der Glocken unterbreche ich, was ich tue. Ich lege beiseite, was mich gerade beschäftigt. Mein Kopf und mein Herz sind trotzdem voll. Einatmen… Ausatmen… Alles lassen. Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt. 

Anfangen

Gott, in deinen Händen liegt meine Zeit. Komm mir nah und höre mein Gebet. Amen.

Singen

Singen tut gut. Ganz gleich, ob mehrere es tun, oder ich für mich. Manchmal reicht es vielleicht schon, einen Liedtext zu lesen und dabei die Melodie zu summen. Zum Beispiel: Nun lasst uns Gott, dem Herren, Dank sagen und ihn ehren… (EG 320) oder ein anderes Lied.

Auf Gottes Wort hören

Für sich allein kann man leise lesen, auch in der Bibel. Manchmal hilft es, Texte laut vorzulesen. Meine Ohren hören sie, und ich ahne: sie sind mir gesagt.

HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum. Psalm 69, 1-4.8-9

Beten

Ich will dir danken, Gott … Ich denke an … Das bewegt mich gerade sehr…  Hilf mir, dass ich in aller Ungewissheit und Angst nicht das Vertrauen verliere. Lass mich und die anderen besonnen bleiben. Bewahre die Schwachen. Sorge für die Kranken. Sei bei allen, die sterben. Beschütze alle, die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten, die Kranke pflegen, Eingeschlossene versorgen und sich darum bemühen, dass wir haben, was wir zum Leben brauchen. 

Vater unser

Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben. Amen.

IMPULSE ZU DEN SONNTAGEN DER PASSIONSZEIT

So, 29.03.2020

JUDICA

noch 12 Tage bis zum Karfreitag

Judika = „Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk …!“

Psalm 43,1

Rechtlos und unterdrückt? * Recht des Stärkeren? * Bei wem kann ich mein Recht einklagen? * Bleibt Gerechtigkeit auf der Strecke? * Wie kann Gerechtigkeit hergestellt werden? * Eingesperrt ohne Aussicht auf ein faires Verfahren? * An welche Instanz kann ich mich wenden? * „Rechtsfreie Räume“ – Nutznießer und Opfer? * Den Rechtsanspruch bis zum Letzen durchsetzen? * Wohin führen Klagefreudigkeit und ausufernde „juristisch wasserfeste“ Formulierungen? * Was ist Gerechtigkeit? * Was Recht ist muss Recht bleiben? * Kann es 100-prozentige Gerechtigkeit geben? * Ist das Leben ungerecht? * Ist Gott gerecht? * Schließen sich Gerechtigkeit und Güte aus? * Unrecht bewusst in Kauf nehmen? * Jesus – Opfer eines Justizskandals? * Passionszeit: Hat da wer auf sein Recht verzichtet?    

So 05.04.2020

Palmsonntag

Jesus zieht in Jerusalem ein

HOSIANNA

Eine sagt es der anderen weiter: Jesus kommt! Groß sind die Erwartungen. Groß ist der Empfang: Kleider und Tücher als Teppich, wehende Zweige von Palmen und allem was grünt. Jesus kommt. Er reitet auf einem Esel. So wie Jesus kommt, können alle zu ihm kommen. Hosianna! Rufen sie alle.Das klingt wie ein Jubelruf.    Probieren Sie es aus! Finden sie eine Melodie! Hosianna! –ein wunderschönes Wort. Hosianna! – ist ein Hilferuf. Hilf doch! Rette mich! – Heute ist alles anders. Heute hören Sie nur ihre eigene Stimme. Mit jedem Hosianna kommt  der innerste Wunsch in die Öffentlichkeit und Ihre Hoffnung in die Welt. Wir alle brauchen Ihr Hosianna. Breiten Sie ein Tuch aus, pflücken Sie einen grünenden Zweig, und rufen Sie: Hosianna!

Redaktioneller Hinweis: Die oben verwendeten Texte und Gebete wurden geschrieben und zusammengestellt von den Pfarrer*innen Iris Hellmich (Palmsonntag), Teresa Tenbergen (Abendgebet + Erinnerungen aufschreiben), Heiner Urmoneit (Sonntag Judika) und Eva Kania („Liebe Leser*innen + Regenbogen malen). Die Bilder stammen von pexels oder aus dem privaten Archiv.

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